28.03.2015: 19. FILMFESTIVAL SCHAFFHAUSEN - Kammgarn

Datum

Samstag 28.03.2015

19. FILMFESTIVAL SCHAFFHAUSEN

USFAHRT OERLIKE / DANCING ARABS / JUGENDKURZFILMWETTBEWERB / RELATOS SALVAJES / WHAT WE DO IN THE SHADOWS

13.15 UHR: USFAHRT OERLIKE
(CH 2015 / REGIE: PAUL RINIKER / DRAMA / AB 12 J / 94 MIN)

Hans (Jörg Schneider) will nicht klagen. Er hat es gut gehabt in seinem Leben. Aber jetzt ist Hans Witwer, Ex-Hundebesitzer, alt und müde. Er mag nicht mehr und möchte sterben. Aber mit wem kann er über dieses Thema bloss sprechen? Nur mit Willi (Mathias Gnädinger), seinem besten Freund und Verbündeten bis zum Schluss. Paul Riniker gelingt mit «Usfahrt Oerlike» ein weiterer Publikumshit (Solothurn: Gewinner Prix de Publique 2015), der mit viel Herz und einer gehörigen Portion Sentimentalität auftrumpft und Mathias Gnädinger eine weitere unvergessliche Rolle beschert.

OK Eine Ode an den Herbst des Lebens – der Film brilliert mit Jörg Schneider in seiner vielleicht letzten Rolle und dem Schaffhauser Urgestein Mathias Gnädinger.

15.30 UHR: DANCING ARABS (SH-PREMIERE)
(IL 2014 / REGIE: ERAN RIKLIS / DRAMA / AB 12 J / 100 MIN)

Der junge Palästinenser Eyad wächst in einer arabischen Kleinstadt mitten in Israel auf. Seine Familie ist ein wenig verrückt – der Vater Kommunist und Terrorist, die Mutter streng und zärtlich zugleich, die Grossmutter voller Geheimnisse –, aber voller Liebenswürdigkeit. Als er in eine renommierte Inter- natsschule in Israel aufgenommen wird, muss er sich erstmals mit seiner Identität auseinandersetzen. Nicht einfacher wird es, als er sich in eine Jüdin verliebt, die seine Gefühle zwar erwidert, aber trotzdem gefangen bleibt in ihrer Gesellschaft. Ein ehrlicher Film über eine schwierige Situation, der es dem Publikum erlaubt, sich seine eigene Meinung zu bilden.

OK Nach «Lemon Tree» und «The Syrian Bride» gelingt Eran Riklis ein weiterer feinfühliger, bewegender Film, der uns mit lustigen und ernsten Momenten aus Jerusalem verzaubert.

18.00 UHR: JUGENDKURZFILMWETTBEWERB
(CH 2013 / in Anwesenheit der Regisseure und Jurymitglieder / 75 min)

Junge Menschen können Filmgeschichte schreiben. Man nehme zum Beispiel den jungen Frankokanadier Xavier Dolan, der mit seinem neuesten Film Mommy am 19. Schaffhauser Filmfestival läuft. Mit 16 schrieb er das Drehbuch zu seinem ersten Film. Im Alter von 21 lief sein zweiter Film in Cannes, wo auch sein dritter Film Premiere feierte. Mit dem vierten Film reiste er ans älteste Filmfestival der Welt, nach Venedig. Und jetzt? Jetzt ist Xavier Dolan 25 Jahre alt – und läuft bei uns am Festival, nachdem er 2014 in Cannes mit Mommy den Hauptpreis abgeräumt hat.

OK Zwar ist Dolan nicht mehr Teil des Jugendwettbewerbs, aber wenn die Oscars der Inbegriff der grossen Träume sind, dann sollen im Kammgarn wenigstens kleine Träume auf der grossen Leinwand wahr werden! Auch dieses Jahr wird die Jury Preise und Auszeichnungen an die aufstrebenden Filmemacher von morgen vergeben. Und wer weiss – vielleicht sehen wir deren Namen in ein paar Jahren bereits im Hauptprogramm!

20.30 UHR: RELATOS SALVAJES
(AR 2014 / REGIE: DAMIÀN SZIFRON / TRAGIKOMÖDIE / AB 14 J / 120 MIN)

Was geschieht, wenn Menschen die Kontrolle verlieren und den schmalen Grat zwischen Zivilisation und Barbarei für einmal überschreiten? Relatos Salvajes (Wild Tales) zeigt uns in sechs Episoden, dass es in Argentinien täglich Gelegenheit zur Grenzüberschreitung gibt: Der Verrat eines Liebenden, die Konfrontation mit der Vergangenheit, die Machtlosigkeit gegenüber dem System und die Gewalt, die sich in alltäglichen Begegnungen plötzlich entlädt, treibt die Figuren zur Raserei. Das Biest, das der Regisseur Damián Szifrón uns zeigt, das sind wir selbst. Und wir sind urkomisch in unserer verzweifelten Wut.

OK Kino vom Feinsten mit schwarzem Humor, wie er schwärzer nicht sein könnte. Durch und durch argentinisch und gleichzeitig so universal, dass Szifrón uns allen den Spiegel vorhält. Ausrasten war noch nie so ein Genuss!

23.15 UHR: WHAT WE DO IN THE SHADOWS (SH-PREMIERE)
(NZ 2014 / REGIE: JERMAINE CLEMENT, TAIKA WAITITI / HORRORKOMÖDIE / AB 14 J / 86 MIN)

Die Vampire Viago, Vladislav, Deacon und Petyr teilen sich eine Villa in Wellington. Abgesehen vom fehlenden Spiegelbild, einseitiger Ernährung und gelegentlichen Auseinandersetzungen mit Werwölfen unterscheidet sich ihr Alltag kaum von dem einer ganz normalen WG mit Streitereien und gemeinsame Partynächten. Als Petyr den coolen Mittzwanziger Nick zum Vampir macht, müssen die anderen Verantwortung für den impulsiven Frischling übernehmen und ihm die Grund- regeln des ewigen Lebens beibringen. Im Gegenzug erklärt ihnen Nick die technischen Errungenschaften der modernen Gesellschaft.

OK Die Vampire sind keine mannhaften Helden, sondern vor allem unbeholfene, aus der Zeit gefallene Hipster. Das macht den Film zur perfekten Splatter-Komödie, und mehr noch zu einer hochaktuellen Zeitgeist-Kritik.

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